Wer am vergangenen Samstag in Neudrossenfelds Mehrzweckhalle kam, bekam ein ganz besonderes Erlebnis geboten! Gegen den Regionalliga-drittplatzierten TSV Obergünzburg gewannen die N.H. Young Volleys in einem spannenden und hochklassigen Volleyball-Match mit 3:2 (25:23, 17:25, 26:28, 25:23, 16:14). Doch Volleyball alleine machte das Match nicht zu einem der Saisonhighlights, sondern auch die Atmosphäre der zahlreichen Fans. Zudem überraschten die Oberfränkinnen mit dem Comeback von Johanna Meisel und einer überragenden Saisonleistung von Antonia Raith und Michaela Dutz.
Die Ausgangslage
Sie war nicht so rosig. Der Saisonstart vor drei Monaten im Allgäu brachte die erste Erfahrung mit einem der Top-Teams der Liga. Tümmelte der Gegner sich in den vergangenen Jahren immer an der Tabellenspitze, war den Young Volleys klar, dass sie mit guter Verfassung in das Spiel starten müssten. Nach keinen 20 gespielten Punkten wurden die beiden Außenannahmespielerinnen Sophia Höreth und Nicole Steeger verletzungsbedingt vom Feld genommen. Kreuzbandriss: für Steeger das Saisonende. Das Spiel, desses Strategie auf die Außen angelegt war, kam nie richtig ins Rollen. Im Rückspiel wollte man es besser machen.
Doch zwei Tage vor dem Spiel meldete sich Diagonalangreiferin Nora Anders, die bis dato einen elementaren Verdienst an der positiven Hinrunde der Young Volleys hatte, krank. Antonia Raith hatte erstmals die Chance ein ganzes Spiel über ihr Können zu beweisen. „Sie hat im Training die Spielstrategie bereits übermäßig gut umsetzen können. Gerade ihr Block sollte eine wesentliche Rolle zum Sieg gegen die Gäste bringen. Und das tat er auch“, resümierte Trainer d’Andrea den Einsatz.
Das Spiel
Doch starten wir von vorne. Die Gäste reisten durch die Witterung bedingt besonders früh an. Da Michaela Dutz in der Woche nicht trainieren konnte, absolvierten die Rotmailtalerinnen vor den Augen der Gäste eine letzte Einheit. Wie sich später herausstellte, war diese ein kluger Schachzug, dominierte Dutzs Angriff in vier Phasen des Spiels das Geschehen. Selbst kamen die Allgäuerinnen ebenfalls leicht geschwächt. Zu Saisonstart brach sich ihre Zuspielerin Milena Bauch den Mittelfußknochen. Ihr Ersatz allerdings schwächte das Team nur marginal.
Der erste Satz glich direkt einem Wunder. Gelang es dem Underdog gleich zu Beginn dem alten Hasen einen Satz abzuluchsen. Der Satz war überaus ausgeglichen und geprägt von guten Blocks und stabiler Sicherung. Einzig die spätere Matchwinnerin Sophia Höreth setzte auf Seiten der Gastgeber deutliche Akzente. Das Niveau – zur Freude der Fans – von Anfang an hoch.
Im zweiten Satz brach der zuvor so stabile Block der Young Volleys ein und schenkte Obergünzburg einen unaufholbaren Vorsprung. „Obergünzburgs Spiel ist wahnsinnig schnell. Sowohl ihr Trainer Hubert als auch sein Team sind bestrebt ihre dominanten Mitten gut einzusetzen. Die Gefahr dabei ist vor allem, wenn diese Spielerinnen schnell und flach überspielt werden und die beiden Außenangreiferinnen zu Zuge kommen. Steht der Block schlecht, knallt es richtig. Im zweiten Satz war das deutlich zu sehen“, kommentiert d’Andrea. Der Satz musste abgeschenkt werden.
Es kam, wie es kommen musste, der dritte Satz sollte den ersten kleinen Vorentscheid bringen. Die frisch eingewechselte Michi Dutz stabilisierte den Angriff der Young Volleys, nachdem sie zunächst einige Ballberührungen brauchte, um in das Spiel zu finden. Ihre Angriffsdominanz sorgte dafür, dass Zuspielerin Meike Schirmer die anderen Angreifer nun immer besser in Position bringen konnte und Einer- bzw. Blockauf-Situationen entstanden. In der Defense kam nun, wenn möglich, Johanna Meisel in das Spiel, die damit ihr Regioanlligadebüt feierte. Die gut funktionierende Dutz-Meisel-Kombi zahlte sich im dritten Satz noch nicht aus. Mit 26:24 unterlag man den Gästen.
Doch der Vorentscheid musste warten. Der Vierte und Fünfte Satz riss dann die Fans von den Bänken. 40 Minuten Getrommel, Standing Ovation und Gesang brachten eine noch nie dagewesene Stimmung in Neudrossenfelds Halle. Ein Fans später bei Facebook dazu: „Ich bin sportverrückt und schau übertrieben viel Events an, aber das war irre.“
Das Team, beflügelt von der Unterstützung, sammelte noch einmal alle Reserven und schaffte es sich in beiden Sätzen mit je nur zwei Punkten durchzusetzen. Die Sensation war gelungen. Ein kleines oberfränkisches Dorf leistet Widerstand gegen die großen dieser Liga. Spielte man bisher immer mal wieder eine gute Partie und brachte sich so in die Tabellenmitte, ist dieser Streich der Beleg dafür, dass man in der Liga angekommen war. Mit einem überragenden vierten Platz stehen nach diesem Spieltag, wenn auch nur kurzfristig, vor den Young Volleys nur noch der ungeschlagene Spitzenreiter Ansbach, das von Vilsbiburgs Vereinspolitik mit Spielern und Trainern gesponserte Dingolfing und eben die Ligagröße Obergünzburg. Eine Momentaufnahme, die allen Beteiligten wahnsinnig viel Spaß bereitet.
Antonia Raith zum Spiel: „Heute hat einfach alles gepasst. Jede einzelne Spielerin hat eine wahnsinnig gute Leistung gebracht und wir haben von Anfang an gekämpft. So viel Spaß und gleichzeitig so viel Spannung hatten wir schon lange nicht mehr. Wir haben uns den Sieg definitiv verdient, weil wir als Mannschaft gekämpft und dabei unglaublichen Spaß am Spiel hatten.“
Vorschau
Am kommenden Wochenende wartet ein schweres Los auf die N.H. Young Volleys. TB/ASV Regenstauf verweilt durch einige unglückliche Spiele, wie das gegen Bamberg oder Marktoffingen, auf dem vorletzten Tabellenplatz. Dennoch ist das Team eine gestandene Ligagröße und wird ihren Rückrundenauftakt mit allen Mitteln dazu nutzen wollen aus dem Tabellenkeller hinaus zu kommen. Nach kurzem Freudentaumeln werden die Young Volleys hoch konzentriert in die Trainingswoche starten.